Die 10 teuersten Versicherungsfälle aus Architektur, Bau & Beratung
Ob Architekt, Tragwerksplaner, SiFa, Steuerberater oder Rechtsanwalt – wer in beratender Funktion Verantwortung übernimmt, bewegt sich oft auf haftungsreichem Terrain. Eine falsch gesetzte Mauer im Plan, eine übersehene Frist, oder ein nicht beachtetes Detail können nicht nur den Baufortschritt des Projekts gefährden, sondern ganze Existenzen. Wir werfen einen Blick auf die 10 teuersten Versicherungsfälle aus Deutschland und der Welt, bei denen es richtig ins Geld ging. Und unsere Recherche zeigt: Auch hochqualifizierte Profis sind nicht vor Fehlern gefeit.
BER – Planungschaos mit 225 Millionen Euro Folgen
Berufsgruppe(n) | Architekten (Planungsgemeinschaft gmp/JSK) |
Projekt | Flughafen Berlin-Brandenburg „Willy Brandt“ (BER) |
Schaden | 225,7 Mio. € (geforderter Schadensersatz durch Flughafenbetreiber) |
Versicherung | Berufshaftpflicht Architekten (E&O), teils Manager-Haftpflicht (D&O) |
Der Flughafen Berlin-Brandenburg entwickelte sich von einem ambitionierten Infrastrukturprojekt zum Synonym für deutsche Baupannen. Eigentlich sollte der Airport 2011 eröffnet werden. Stattdessen folgten fast zehn Jahre Verzögerung – und eine beispiellose technische und juristische Aufarbeitung.
Einer der Hauptgründe: eine absurd überkonstruierte Entrauchungsanlage. Die Architekten planten ein digital gesteuertes System mit hunderten Sensoren und automatisch verstellbaren Klappen. Im Praxistest ließen sich diese Komponenten nicht zuverlässig synchronisieren. Jeder Versuch, das System in Gang zu setzen, löste neue Fehlermeldungen aus. Ein funktionierender Brandschutz – unmöglich.
Der Flughafenbetreiber FBB machte dafür unter anderem die Planungsgemeinschaft gmp/JSK verantwortlich und forderte 225,7 Millionen Euro Schadensersatz. In der Summe enthalten: Kosten für Nachbesserung, externe Gutachter, Ersatzplanung, Sicherheitsdienste und Gebäudereinigung. Öffentlich verhandelt wurde die Forderung nie – nicht zuletzt, weil die Architekten später erneut beauftragt wurden, um die eigenen Fehler auszubügeln.
Ergänzend sprang die Manager-Haftpflichtversicherung (Directors and Officers / D&O-Versicherung) ein. Sie regulierte rund 12 Millionen Euro – etwa für die ausgefallene Eröffnungsfeier mit 10.000 Gästen, Catering, Technik und PR-Kampagne. Ein Eintrag in die 10 teuersten Versicherungsfälle ist dem BER deshalb gewiss.
Die digitalen Abflugmonitore im Terminal liefen jahrelang im Testbetrieb – dauerhaft eingeschaltet, damit die Leittechnik simuliert werden konnte. Als der BER 2020 endlich öffnete, waren die Bildschirme bereits technisch überholt. Sie mussten ersetzt werden, bevor je ein Flug auf den Displays angezeigt wurde.
Elbphilharmonie – Von 77 auf 866 Millionen Euro
Berufsgruppe(n) | Architekten (Herzog & de Meuron), Bauingenieure, Projektsteuerung |
Projekt | Elbphilharmonie Hamburg |
Schaden | ca. 600-700 Mio. € Mehrkosten (Vergleich, Teilforderungen vor Gericht) |
Versicherung | Berufshaftpflicht Architekten (E&O), Bauhaftpflicht, evtl. Projektpolicen |
Die Elbphilharmonie sollte ein kulturelles Wahrzeichen Hamburgs werden – geplant mit einem Kostenrahmen von 77 Millionen Euro und einer Bauzeit von drei Jahren. Am Ende dauerte es fast zehn Jahre, und die Schlussrechnung belief sich auf stolze 866 Millionen Euro.
Was in der Öffentlichkeit wie eine elegante Glaswelle über einem alten Kaispeicher aussieht, war intern ein planerisches und vertragliches Chaos. Die Fehler begannen schon früh. Unklare Zuständigkeiten, unvollständige Leistungsverzeichnisse, Streit über Nachträge. Dazu kamen technische Herausforderungen – etwa beim Dachtragwerk oder der Akustikverkleidung im Großen Saal, die millimetergenau montiert werden musste.
Besonders umstritten war die Rolle der Architekten Herzog & de Meuron. Die Stadt Hamburg warf ihnen Planungsfehler und fehlende Ausführungstiefe vor. Umgekehrt beklagten die Planer eine lückenhafte Kommunikation mit der Projektgesellschaft und massive Eingriffe in das gestalterische Konzept.
Im Jahr 2008 wurde die Baustelle sogar für mehrere Monate stillgelegt. Erst mit einem neuen Generalübernehmer und vertraglich neu geregelten Zuständigkeiten konnte das Projekt wieder anlaufen.
Versicherungsleistungen? Ein erheblicher Teil der Mehrkosten dürfte durch projektbezogene Berufshaftpflicht-Policen gedeckt gewesen sein, allerdings nicht vollständig. Ein Rechtsstreit zwischen Stadt und Baufirmen endete mit einem Vergleich. Wer welchen Anteil trug, wurde aber nie vollständig publiziert.
Kölner Stadtarchiv – Zwei Tote und Verlust zahlreicher Dokumente
Berufsgruppe(n) | Bauüberwacher, Statiker, Baufirmen, Gutachter, Projektgesellschaft |
Projekt | U-Bahn-Bau in Köln, Haltestelle Waidmarkt |
Schaden | rund 1,2 Mrd. € geschätzt (Sachschäden, Regressforderungen, Gutachten) |
Versicherung | Bauleistungsversicherung, Betriebshaftpflicht, Berufshaftpflicht |
Am 3. März 2009 stürzte das Kölner Stadtarchiv innerhalb von Sekunden ein. Zwei Menschen verloren ihr Leben und Millionen historischer Dokumente wurden unter Tonnen von Trümmern begrabe. Ursache war ein massiver Bodeneinbruch neben der im Bau befindlichen U-Bahn-Haltestelle Waidmarkt.
Untersuchungen zeigten später: Beim Bau der Schlitzwände kam es zu einem gravierenden Fehler. Eine sogenannte Sollbruchstelle – ein Betonblock zur Abdichtung – wurde offenbar nicht korrekt eingebaut oder kontrolliert. Wasser drang ein und der Boden wurde ausgespült, sodass das angrenzende Fundament des Archivs absackte.
Die juristische Aufarbeitung dauerte Jahre. Erst 2020 wurden drei Bauleiter wegen fahrlässiger Tötung und Baugefährdung verurteilt – zu Geld- und Bewährungsstrafen. Schadensersatzforderungen gingen in die hunderte Millionen Euro, versichert waren mehrere Beteiligte: Bauunternehmen, Ingenieurbüros und Projektleiter.
Die Versicherungslage war entsprechend komplex. Beteiligte Firmen mussten mit eigenen Haftpflichtpolicen einspringen, ergänzt durch eine Bauleistungsversicherung und Rückversicherer. Die genauen Auszahlungen wurden nie öffentlich bekanntgegeben, doch laut KVB beliefen sich allein die Projektkostensteigerungen und Schäden auf über 1,2 Milliarden Euro.
Rund 95 % der verschütteten Archivalien wurden später geborgen – teils aus 20 Metern Tiefe. Viele mussten per Hand gewaschen, getrocknet, digitalisiert und chemisch behandelt werden. Die Restaurierung wird noch Jahrzehnte dauern – und ist damit vermutlich der längste „Versicherungsfall“ in der Geschichte der Stadt Köln.
Stuttgart 21 – Wenn Planung und Realität auseinanderdriften
Berufsgruppe(n) | Ingenieure, Verkehrsplaner, Projektsteuerer, Baujuristen |
Projekt | Großprojekt Stuttgart 21 (Neubau Tiefbahnhof + Tunnelstrecken) |
Schaden | > 5,6 Mrd. € Mehrkosten, Haftungsfragen in Teilen juristisch offen |
Versicherung | Berufshaftpflicht Ingenieure, D&O-Policen, Projektversicherungen |
Stuttgart 21 steht für eines der umstrittensten Infrastrukturprojekte Europas. Ursprünglich mit 2,5 Milliarden Euro kalkuliert, liegt der aktuelle Kostenstand bei über 10 Milliarden Euro (Stand 2024). Besonders problematisch: Die Differenz zwischen geplanter und realer Machbarkeit – sowohl technisch als auch finanziell.
Die Hauptprobleme: Tunnelbauten im quellfähigen Gipskeuper, unterdimensionierte Kapazitätsannahmen im Bahnverkehr, Grundwasserprobleme, Brandschutzfragen – und eine öffentlich zerrissene Genehmigungskette. Laut Bundesrechnungshof wurden die Projektkosten systematisch zu niedrig angesetzt, Risiken nicht realistisch bewertet.
Juristisch interessant: Der Bundesrechnungshof kritisierte explizit die damaligen Projektsteuerer und Planer. Interne Papiere belegten bereits vor Projektstart Hinweise auf „nicht beherrschbare Baugrundrisiken“. Trotzdem ging das Projekt ohne Nachbesserung in die Ausführungsplanung.
Einige Schadensersatzforderungen wurden geprüft – darunter mögliche Regressforderungen gegen beratende Ingenieurbüros. Aufgrund komplexer Vertragslagen und politischer Einflussnahme blieb eine klare Klärung bislang aus.
Minneapolis – Einsturz der I-35-Brücke
Berufsgruppe(n) | Bauingenieure, Prüfinstanzen, Verkehrsplaner |
Projekt | I-35W Mississippi River Bridge, Minneapolis, USA |
Schaden | > 350 Mio. US-Dollar (Wiederaufbau, Klagen, Entschädigungen) |
Versicherung | Berufshaftpflicht Ingenieure, staatliche Haftpflicht, Bauversicherung |
Am 1. August 2007 stürzte mitten im Berufsverkehr eine vierspurige Autobahnbrücke in Minneapolis ein – 13 Menschen starben, über 140 wurden verletzt. 111 Fahrzeuge wurden in den Fluss gerissen oder zwischen Trümmerteilen eingeklemmt. Der Fall ging weltweit durch die Medien – und brachte die amerikanische Infrastrukturpolitik ins Wanken.
Die National Transportation Safety Board (NTSB) stellte später fest: Die Brücke war bereits bei ihrer Konstruktion in den 1960er Jahren strukturell unterdimensioniert. Insbesondere die Stahlplatten an tragenden Knotenpunkten waren viel zu dünn ausgelegt. Obwohl Inspektionen über Jahre hinweg stattfanden, blieb der Konstruktionsfehler unentdeckt. Hinzu kam eine temporäre Baustellenbelastung durch Baumaterialien und Fahrzeuge, die das Gewichtslimit der Interstate-Brücke deutlich überschritten.
Die juristische Aufarbeitung dauerte mehrere Jahre. Entschädigungen wurden über staatliche Fonds, Versicherer und Regressforderungen abgewickelt. Die Berufshaftpflichtversicherungen der Ingenieurbüros mussten Millionenbeträge zahlen, ebenso wie der Staat Minnesota über eine spezielle Haftpflichtregelung.
Wirecard – Als Prüfer das Milliardenloch übersahen
Berufsgruppe(n) | Wirtschaftsprüfer (EY – Ernst & Young) |
Projekt | Wirecard AG Bilanzskandal |
Schaden | ca. 190 Mio. € (Forderungen gegen EY in Deutschland), weltweit > 3 Mrd. € |
Versicherung | Berufshaftpflicht Wirtschaftsprüfer (Konsortium, Klagen anhängig) |
Wirecard galt lange als deutscher FinTech-Star, der es sogar in den DAX schaffte. 2020 brach das Kartenhaus zusammen: Über 1,9 Milliarden Euro, die angeblich auf Treuhandkonten in Asien lagen, existierten schlichtweg nicht. Die Verantwortlichen hatten über Jahre Luftbuchungen und erfundene Umsätze in die Bilanzen aufgenommen. Doch die staatlich geprüften Jahresabschlüsse waren trotzdem testiert worden – unter anderem von Ernst & Young (EY), einem der „Big Four“ der Wirtschaftsprüfung.
EY hatte über ein Jahrzehnt hinweg die Abschlüsse des Unternehmens abgenickt, obwohl bereits seit 2016 interne Hinweise auf Ungereimtheiten existierten. Statt die asiatischen Konten direkt zu prüfen, verließen sich die Prüfer auf Kopien von Bankbestätigungen, die – wie sich später zeigte – gefälscht waren. Auch Warnsignale in der Struktur von Tochtergesellschaften und Geschäftspartnern wurden übersehen.
Die Folge: Aktionäre, Gläubiger und Fonds verloren Milliarden. In Deutschland forderten allein Privatinvestoren und Insolvenzverwalter rund 190 Millionen Euro Schadenersatz von EY. International laufen Klagen in Milliardenhöhe – teils in Großbritannien, teils in den USA. Die Berufshaftpflichtversicherung von EY – organisiert über ein Konsortium aus mehreren Versicherern – könnte am Ende einen erheblichen Teil übernehmen. Allerdings wehren sich einige Versicherer mit dem Hinweis, dass bei vorsätzlichem oder grob fahrlässigem Verhalten keine Deckungspflicht bestehe.
Sampoong Department Store – Baupfusch in Seoul
Beruf | Bauingenieure, Bauaufsicht, Unternehmensführung |
Projekt | Sampoong Department Store, Seoul, Südkorea |
Schaden | Über 1.400 Verletzte, 502 Tote, wirtschaftlicher Schaden: > 300 Mio. $ |
Versicherung | Gebäudeschaden-/Haftpflichtversicherung; Deckung teilweise verweigert |
Am 29. Juni 1995 stürzte das fünfstöckige Kaufhaus im Gangnam-Distrikt innerhalb von Sekunden komplett ein – bei laufendem Betrieb und vollem Publikumsverkehr. Ursache war ein katastrophales Zusammenspiel aus Planungsfehlern, illegalen Umbaumaßnahmen und Missachtung statischer Warnungen.
Ursprünglich war das Gebäude als Bürogebäude geplant. Während der Bauphase entschied der Bauherr, daraus ein Kaufhaus zu machen – inklusive zusätzlicher Stockwerke und massiver Dachlasten durch Klimaanlagen, die so eigentlich nie vorgesehen waren. Ein verantwortlicher Bauingenieur hatte wegen Sicherheitsbedenken sogar gekündigt. Die Geschäftsleitung ignorierte nicht nur alle internen Warnungen, sondern ließ sichtbare Risse im Gebäude einfach mit Putz überdecken.
Die Katastrophe kostete 502 Menschen das Leben. Die staatliche Untersuchung stellte fest, dass nicht nur Bauunternehmen, sondern auch Planungsingenieure und Aufsichtsbehörden versagt hatten. Mehrere Verantwortliche wurden strafrechtlich belangt. Die Versicherung zahlte in Teilen – verweigerte aber die volle Deckung, da vorsätzliche Pflichtverletzungen nachgewiesen wurden.
Der Eigentümer, Lee Joon, versuchte noch am Tag des Einsturzes, Beweise vernichten zu lassen – und wurde später zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Auch das öffentliche Vertrauen in die Bauindustrie Südkoreas erlitt schweren Schaden. Bis heute gilt der Fall als ein wichtiger Wendepunkt für das südkoreanische Baurecht.
Cum-Ex – Als Freshfields Mandanten zum Steuer-GAU beriet
Berufsgruppe(n) | Rechtsanwälte (Freshfields Bruckhaus Deringer) |
Projekt | Beratung der Maple Bank zu Cum-Ex-Geschäften |
Schaden | 50 Mio. € (Vergleich, Freshfields), Gesamtschaden > 400 Mio. € |
Versicherung | Anwaltliche Berufshaftpflichtversicherung (E&O), Vergleich abgeschlossen |
Die Cum-Ex-Geschäfte zählen zu den größten Steuerskandalen Europas. Banken, Fonds und Vermögensverwalter ließen sich Kapitalertragsteuer erstatten, die nie abgeführt worden war – mithilfe verschachtelter Aktiengeschäfte rund um den Dividendenstichtag. Eine zentrale Rolle spielten dabei renommierte Kanzleien, die solche Konstrukte rechtlich absicherten.
Eine davon: Freshfields Bruckhaus Deringer. Die Kanzlei beriet unter anderem die Maple Bank – eine kanadische Bank mit Sitz in Frankfurt -, deren Cum-Ex-Geschäfte schließlich zur Insolvenz führten. Der Vorwurf: Freshfields habe die Bank wissentlich falsch oder zumindest grob fahrlässig beraten und dabei aktiv zur Konstruktion steuerlich unzulässiger Modelle beigetragen.
Nach langem Streit einigten sich die Maple-Insolvenzverwalter und Freshfields 2021 auf einen Vergleich in Höhe von 50 Millionen Euro. Die Summe wurde laut Berichten von der Berufshaftpflichtversicherung der Kanzlei übernommen – eine der höchsten bekannten Versicherungsleistungen dieser Art in Deutschland.
Der Fall zeigt Signalwirkung für die gesamte Anwaltsbranche: Nicht nur klassische Fehlberatung, sondern auch steuerstrategische Modelle mit politischem Zündstoff können zu Deckungsstreitigkeiten führen. In Kanzleikreisen gilt der Freshfields-Vergleich demnach als Mahnung, dass „Big Law“ nicht vor Regress schützt – selbst bei teils internen Freigaben auf Partnerebene.
Die 10 teuersten Versicherungsfälle: Signa Prime – Insolvenz zu spät gemeldet?
Berufsgruppe(n) | Steuerberater (TPA Steuerberatung GmbH, Wien) |
Projekt | Signa Prime Selection AG – Insolvenz 2023 |
Schaden | 11,3 Mio. € (eingeklagt, laufendes Verfahren) |
Versicherung | Berufshaftpflicht Steuerberater (E&O), Deckung noch in Klärung |
Als 2023 das milliardenschwere Immobilienimperium rund um René Benko implodierte, war das Entsetzen groß. Besonders die Signa Prime Selection AG als Eigentümerin zahlreicher bekannter Objekte wie dem Berliner KaDeWe oder dem Elbtower in Hamburg, wurde zum Synonym für riskante Finanzierungskonstruktionen und fehlendes Krisenmanagement.
In Österreich wird derzeit deshalb gegen die Wiener Steuerberatungsgesellschaft TPA ermittelt, die Signa Prime bei bilanziellen und steuerlichen Fragen betreute. Der Vorwurf: Die Berater hätten die Überschuldung der Gesellschaft zu spät erkannt und ihre Mandanten nicht rechtzeitig zur Insolvenzanmeldung gedrängt – obwohl bereits im Frühjahr 2023 erkennbare wirtschaftliche Schieflage herrschte.
In der Folge reichte die Signa-Insolvenzverwaltung eine Klage über 11,3 Millionen Euro gegen TPA ein – mit Verweis auf Schadensersatz wegen verspäteter Antragstellung und Gläubigerschäden. Ob und in welchem Umfang die Berufshaftpflichtversicherung den Schaden übernimmt, ist derzeit noch offen. Im Raum steht der Einwand der Versicherer, ob eine grob fahrlässige oder sogar vorsätzliche Pflichtverletzung vorliegt – was zum Ausschluss der Deckung führen könnte.
Hyatt Regency Skywalk – Wenn Statik versagt
Berufsgruppe(n) | Bauingenieure (Tragwerksplanung, Konstruktion) |
Projekt | Hyatt Regency Hotel, Kansas City (USA), Skywalk-Kollaps 1981 |
Schaden | ~151 Mio. $ (Vergleichssumme) |
Versicherung | Berufshaftpflicht Ingenieure (int. Konsortium), teils Rückversichert |
Im Juli 1981 verwandelte sich eine Hotellobby in Kansas City binnen Sekunden zur Katastrophenzone. Im Hyatt Regency Hotel stürzten zwei gläserne Laufstege (sogenannte Skywalks) während eines Tanzabends auf die Gäste. 114 Menschen starben, mehr als 200 wurden schwer verletzt.
Die Ursache: Ein verhängnisvoller Konstruktionsfehler in der Aufhängung der Laufstege. Während der Bauphase war auf Wunsch des Bauunternehmens die Hängung der Stege abgeändert worden. Statt beide Stege an einem durchgehenden Gewindestab zu befestigen, wurde die obere Ebene an der Decke befestigt – die untere dann wiederum an der oberen. Das verdoppelte die Last auf den mittleren Träger, was in der ursprünglichen Planung nie vorgesehen war. Die Statiker hatten diese Änderung nicht nachgerechnet oder freigegeben, sondern auf Basis von Zeichnungen genehmigt.
Das Ergebnis: Einsturz bei voller Belastung. Die Bauingenieure verloren ihre Lizenz, das Büro wurde aufgelöst, und es folgten zahlreiche Zivilklagen. Die Versicherungssumme – über 150 Millionen Dollar – wurde über ein internationales Konsortium abgewickelt. Der Fall gilt bis heute als einer der größten versicherungsrelevanten Schäden durch Konstruktionsfehler weltweit.
Wenn kleine Fehler teuer werden – und gute Beratung Gold wert ist
Ob Großbaustelle, Bilanzprüfung oder juristische Stellungnahme – die 10 teuersten Versicherungsfälle zeigen, wie aus scheinbar harmlosen Versäumnissen Millionenschäden mit jahrelangen Folgen werden können. Vor allem in beratenden Berufen wie Architektur, Ingenieurwesen, Rechts- oder Steuerberatung liegen Verantwortung und Haftungsrisiken oft näher beieinander, als es im Alltag erscheint.
Passiert dann etwas, geht es am Ende immer um die Frage: Wer haftet? Und noch wichtiger: Wer schützt? Genau hier kommen maßgeschneiderte Versicherungs- und Risikokonzepte ins Spiel. Es geht nämlich nicht nur darum, im Fall der Fälle abgesichert zu sein – sondern bereits davor die richtigen Weichen zu stellen.
Du möchtest wissen, wie sich typische Berufshaftungsrisiken in deinem Arbeitsumfeld sinnvoll versichern lassen? Oder brauchst Unterstützung bei der Bewertung deiner aktuellen Policen? Dann sprich uns gerne an – wir beraten ehrlich, verständlich und auf Augenhöhe.
FAQ zum Thema Versicherungsschutz für digitale Zwillinge
Wer haftet bei Fehlern auf der Baustelle - Architekten, Ingenieure oder Ausführende?
Die Haftung richtet sich nach dem Verantwortungsbereich: Architekten haften in der Regel für Planungsfehler, z. B. unzureichende Brandschutzkonzepte oder statische Mängel. Ingenieure tragen Verantwortung für die technische Umsetzung und Bauüberwachung. Ausführende Firmen wiederum haften für handwerkliche Fehler. In vielen Fällen liegt eine geteilte Haftung vor – mit entsprechend komplexer Schadensregulierung zwischen Versicherern. Deshalb ist eine sauber dokumentierte Leistungsabgrenzung in Verträgen und Ausschreibungen besonders wichtig.
Reicht eine Standard-Berufshaftpflicht aus, wenn es wirklich teuer wird?
Für beratende und planende Berufe ist eine „normale“ Berufshaftpflicht meist nicht ausreichend, wenn es um Projekte mit Millionenwerten geht. Entscheidend ist neben der Höhe der Versicherungssumme auch der Deckungsumfang: Vermögensschäden, verspätete Schadenmeldungen oder Altfälle müssen explizit mitversichert sein. Auch der räumliche Geltungsbereich (z. B. bei internationalen Projekten) und etwaige Selbstbeteiligungen sind prüfenswert. Gerade bei größeren oder sensiblen Vorhaben lohnt sich der Blick auf maßgeschneiderte Spezialdeckungen.
Was passiert, wenn der Versicherer grobe Fahrlässigkeit oder Vorsatz unterstellt?
Das ist der Ernstfall. Viele Policen schließen grobe Fahrlässigkeit oder vorsätzliches Fehlverhalten vom Versicherungsschutz aus – was im Schadensfall zu Deckungsverweigerungen führen kann. Dabei genügt mitunter schon, dass Warnzeichen ignoriert oder Dokumentationspflichten verletzt wurden. In solchen Fällen stehen Berufsbetroffene schnell auch privat in der Haftung.