Biophiles Design: Integration von Natur in moderne Architektur und deren Auswirkungen auf die Nutzer
Was genau ist Biophiles Design? Wie erklärt sich hier die Schnittstelle zur Versicherung? Und was hat überhaupt der Philosoph Erich Fromm mit dem Begriff zu tun? Fragen über Fragen.
Beginnen wir doch zunächst mit der Begrifflichkeit „Biophilie“, welche 1964 durch den Philosophen Erich Fromm geprägt wurde. Biophilie (altgriech. bios „Leben“ und philia „Liebe“), was „Liebe zum Leben“ oder „Liebe zu Lebendigem“ bedeutet.
„Die Biophilie ist die leidenschaftliche Liebe zum Leben und allem Lebendigen; sie ist der Wunsch, das Wachstum zu fördern, ob es sich nun um einen Menschen, eine Pflanze, eine Idee oder eine soziale Gruppe handelt.“ – Erich Fromm
Das Thema Biophilie könnte aktueller nicht sein, dennoch findet die Natur und der Naturschutz nicht überall Gehör, um auch für die folgenden Generationen einen halbwegs friedlichen und gesunden Planeten zu hinterlassen. In diesem Blog möchten wir uns aber mehr oder weniger auf die Möglichkeiten von biophilem Design im Innen und Außen der Architektur beschränken.
Schließlich gibt es zahlreiche Innovationen, die sich genau mit dem Aspekt, dem Einklang von Menschen und Natur befassen. Nachhaltiges Bauen mit biophilem Design in Form von natürlichen Geräuschen, Materialien, Gerüchen, u. v. m.
Wie genau kann man nun diese positive Atmosphäre in die Architektur- und Innenarchitektur integrieren?
Genau solch eine Erfahrung durfte ich vor kurzem machen: Mitten in den Schweizer Bergen auf 1450 m in einer Berglodge. Zunächst scheint es etwas suspekt, am Eingang des Hotels seine Schuhe auszuziehen, aber für diese doch eher kleine „heimelige“ Unterkunft mit den Hauptmaterialien Holz, Filz und den nahtlosen Bezug zum Äußeren, nämlich einem phänomenalen Panorama, irgendwie passend. Und es hat nicht lange gedauert, bis genau dieses Gefühl von Ruhe und Gelassenheit in mir emporstieg. Aufgrund ausgewählter und natürlicher Materialien ist eine harmonische Gestaltung im Innen und Außen geglückt. Biophiles Design in Perfektion. Damit die Lebensqualität der Bewohner, sowie das Miteinander von Natur und Mensch wieder mehr in Einklang kommen.
Woran mag es liegen, dass biophiles Design den Menschen anspricht und einnimmt?
Es liegt wohl im Ursprung. Genau genommen hat der Mensch in seiner Historie mehr Zeit in der freien Natur verlebt als im zivilisierten Innen von heute. Erst durch die Industrialisierung und städtische Bauentwicklung hat sich die Menschheit immer mehr in Innenräume zurückgezogen und die Natur aus ihren Lebensräumen entfernt. Nachhaltigkeit ist hier zunächst kein Thema, sondern vielmehr der Entwicklungsprozess von schneller, höher, weiter, um das Bestmögliche an innovativen Neuerungen in der Bauszene voranzubringen. Fortsetzung folgt. Aber auch der Mensch an sich möchte mehr und mehr – nur haben die Tage auch nur 24 Stunden und die Woche 7 Tage. Dann sollte zumindest zu 100 % die Erholung und der perfekte Schlaf funktionieren
Und genau hier findet biophiles Design Anklang. Nämlich in der Verbesserung von Lebensqualität bei sowohl aktiven als auch bewussteren Menschen, die vielleicht mehr auf ihre Umgebung achten und versuchen, ihre Bedürfnisse mit dieser zu harmonisieren.
Der Tatsache, dass Natur und der Mensch sehr wohl im Innen und Außen miteinader leben sollten, haben sich zahlreiche Planer aus der Architektur und dem Ingenieurswesen diesem Thema angenommen. In Innenräumne können schon dekorative Pflanzentöpfe für mehr Wohlbefinden sorgen. Integrierte Pflanzenwände sorgen für Sicht- und Schallschutz. Freie Blicke auf Grünflächen durch große Fenster und die Ausrichtung von Möbeln beeinflussen das Wohlbefinden ebenfalls.
Großen Anklang findet biophiles Design auch in der Material- und Formsprache von Innenarchitektur, aber auch in der Architektur. Organische Formen gepaart mit natürlichen Materialien erzielen im Unterbewusstsein Ruhe. Zusammen mit den passenden Lichteinflüssen von draußen, sowie weiteren unterstützenden künstlichen Lichtquellen ist für optimales Tageslicht gesorgt. Auch die Farbwahl von Innenräumen oder Fassaden kann die Natur dem Betrachter näherbringen und auch an dieser Stelle für Harmonie und Entspannung sorgen.
Wasserquellen stehen ebenfalls hoch im Kurs und vermitteln Ruhe und Erholung – von Regenduschen, über fließendes Wasser, rauschende Meeresgeräusche hin zu Bildern von Wasserfällen, wie z.B. den Niagarafällen. Darüber hinaus vermitteln auch Aquarien mit ihrer künstlich angelegten Flora und Fauna Gelassenheit und verbinden den Menschen mit der Natur.
Moment mal: Gelassenheit? Aquarium? Da schießt mir direkt ein weniger entspanntes Bild durch den Kopf: Aquarium explodiert in einem Berliner Hotel – da war von jetzt auf gleich so gar nichts mehr von Gelassenheit zu spüren, oder?
Und genau hier trifft biophiles Design auf Versicherung
Ein Unglück, das nicht unmittelbar vorhersehbar ist, aber immer wieder gerne vor allem in umtriebigen Hotelhallen eingesetzt wird: Aquarien als Anziehungsmagnet und Ruhepol zugleich. 1000-mal gut gegangen, aber dann das Unglück. Zum Glück sind keine Menschen unter den Opfern, aber 1.500 Fische haben es nicht geschafft.
Ein extremes Beispiel, aber bei all den Vorteilen, welche aus biophilem Design hervorgehen sollten, muss man als Architekt oder Ingenieur auch die Risiken und Herausforderungen im Blick behalten:
Planungsphase:
- Integration von Natur und Funktionalität:
Architekten müssen eine Balance zwischen ästhetischen Biophilie Elementen und den funktionalen Anforderungen des Gebäudes schaffen. Die Grünflächen sollten nicht nur gut aussehen, sondern die Waage halten zwischen optischen & praktischen Nutzen. - Multidisziplinäre Zusammenarbeit:
Biophiles Design erfordert zahlreiche Gewerke, wie Landschaftsarchitekten, Bauingenieure, Gebäudetechniker, Ökologen und Nachhaltigkeitsexperten. Dabei nicht zu vergessen: eine gute Kommunikation und festhalten der Arbeitsschritte in Form von Protokollen, etc.
Statik und Bauphysik
- Zusätzliche Lasten:
Biophiles Design, insbesondere durch grüne Dächer, vertikale Gärten oder hängende Pflanzenstrukturen, erhöht die Anforderungen an die Tragfähigkeit des Gebäudes. Ingenieure müssen diese zusätzlichen Lasten bei der Planung berücksichtigen. - Wasser- und Feuchtigkeitsmanagement:
Elemente wie Wasserspiele oder bepflanzte Flächen bringen Herausforderungen im Hinblick auf Feuchtigkeitskontrolle und Abdichtung mit sich. Architekten und Ingenieure müssen sicherstellen, dass diese Systeme keine Schäden an der Gebäudestruktur verursachen (durch Schimmelbildung). - Wärme- und Schallschutz:
Pflanzen und natürliche Materialien haben Einfluss auf die thermischen und akustischen Eigenschaften eines Gebäudes. Architekten und Ingenieure müssen sicherstellen, dass die Vorteile (z. B. natürliche Dämmung) genutzt und potenzielle Nachteile (z. B. Wärmeverlust) minimiert werden.
Zudem müssen noch ein paar weitere Faktoren in der Planung und Ausführung bedacht werden:
- Bei lebenden Materialien fallen Erhaltungskosten an. Hier sollte ein budgetiertes Konzept für die Instandhaltung vorliegen.
- Die Materialien sollten so gewählt werden, dass diese zu den Witterungen und Klimazone passen.
- Genauer Maßnahmenkatalog für ein Brandschutzkonzept.
- Nicht zu unterschätzen ist auch die Glaubwürdigkeit des biophilen Designs, denn bei „Liebe zu Lebendigem“ geht es nicht nur um das gut aussehen, sondern auch die psychologische Wirkung für Mensch und Raum muss gewährleistet und begründet sein.
Deshalb lieber Planer, benötigst du eine Berufshaftpflicht, welche deine Visionen und Ideen beim biophilen Bauen zu 100 % unterstützt. Lass dich beraten, inwiefern du eventuell, entweder nur projektbezogen Deckungen benötigst, oder gegebenenfalls gleich einen Zusatzschutz in deine Berufshaftpflicht mit aufnehmen möchtest.
Sollte dir an dieser Stelle der richtige Ansprechpartner fehlen, dann komm gerne auf uns zu. Wir sind gespannt auf deine Projekte und lassen uns gerne von den biophilen Designideen deines Architektur- oder Ingenieurbüros bezaubern. Und stehen dir natürlich versicherungstechnisch mit Rat und Tat zur Seite.